Die Kirche zu Adorf ist Johannes dem Täufer geweiht. Sie ist die größte der romanischen Kirchen Waldecks und diente vielen anderen Kirchen der Umgebung als Vorbild.
Die St. Johannis-Kirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika rein romanischen Baustils. Sie wurde in der 2. Hälfte des 12. Jh. erbaut und ist nahezu unverändert erhalten.
Das Kirchengebäude ist eine querschifflose Gebäudebasilika mit sehr einfachen, aber kräftigen Formen. Seitenschiffe lehnen sich mit Pultdächern an die Längsseiten des Mittelschiffs. Wuchtig erscheint der vorgebaute Westturm mit Pyramidenhelm (Höhe 36 m, vier Glocken). Chor und Mittelschiff liegen unter einem durchgehenden Dach. Schon durch ihre Größe und den Reichtum ihrer ornamentalen Formen (ungewöhnlich für Waldeck) nimmt sie eine besondere Stellung ein.
Als Wehrkirche erbaut, war sie im 15. Jahrhundert von hohem Mauerwerk mit Schießscharten umgeben. Der einzige Zugang war eine Pforte in der Südwand des Turms. Der Eingang auf der Nordseite des Kirchenbaus besteht erst seit dem 18. Jahrhundert.
Das Baumaterial (zweischaliges Mauerwerk mit Bruchsteinfüllung) besteht - abgesehen von einigen Sandsteinen - aus Kalkstein und wurde auf der Hochfläche östlich von Adorf gewonnen. Vermutlich ist der jetzige Bau an der Stelle eines älteren Gotteshauses errichtet worden.
Die Kirche ist wahrscheinlich eine Gründung des Klosters Corvey und gehört zu den ältesten Stammpfarreien im nördlichen Waldeck. Die St. Johannis- Kirche ist die größte und bedeutendste Dorfkirche in der Region. Sie war bis 1215 Sitz eines Archidiakons , ab 1231 eines Vize-Archikiakons.
Im Innenraum ist das Hauptschiff in drei Joche im gebundenen System (einem Joch im Hauptschiff entsprechen zwei Joche im Seitenschiff) unterteilt. Die schmalen und niedrigen Seitenschiffe sind durch Pfeiler und Arkaden vom Hauptschiff getrennt. Das nördliche Seitenschiff endet mit einer Rundapsis.
Im Osten befindet sich ein quadratisches Chorjoch in Höhe und Breite des Mittelschiffs mit einer leicht eingezogenen Apsis. Das Hauptschiff und der Chor werden durch einen Triumphbogen in gedrückter Form getrennt. Dieser wird von - auf hohen Sockelpfeilern stehenden - Rundsäulen getragen, die mit Würfelkapitellen verziert sind. Die Würfelkapitelle sind mit flachen Reliefs in Form von Palmetten und Flechtbandmuster geschmückt.
Bemerkenswert ist das Horizontalgesims, das die Seitenwände des Mittelschiffs gliedert. Die Kämpfer sind unterschiedlich ausgeführt, u.a. mit Wellenbändern und Blattmotiven. An den Kämpfern der Zwischenpfeiler findet sich ein Schachbrettfries und sogar zwei Fische (urchristliches Symbol, dass seit dem 2. Jahrhundert für Jesus Christus betrachtet wird). Die Bauornamentik ist noch derb und typisch für die Formen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Im Chorraum ist eine Sakramentsnische mit Maßwerkrahmung aus gotischer Zeit eingelassen.
Der barocke Altaraufsatz zeigt zwischen zwei gedrehten Säulen eine Abendmahlsdarstellung. Diese Arbeit wurde im 17. Jh. geschaffen.
Die mit Intarsien und Schnitzereien verzierte Kanzel mit Schalldeckel zeigt die Zahl 1610 und einen Spruch aus Psalm 19. Unter allen Innenfeldern sind fortlaufend Inschriften aus dem 1. Petrusbrief, Kapitel 4 zu lesen.
Rechts und links im Chor (s. auch Orgelempore) befinden sich seit der Renovierung 1963 die Reste der ehemaligen Seitenemporen, bemerkenswert wegen ihrer ländlichen Malerei (sog. “Burlaiben“ – sie wurden 1613 auf der Nordseite und 1717 auf der Südseite errichtet). Die Bilder zeigen biblische Szenen sowie Wappen der einst in der Adorfer Burg ansässigen Adelsgeschlechter und Familien.
Der aus Sandstein gearbeitete Taufstein ist aus dem 17. Jahrhundert.
Im Hauptschiff befindet sich ein Standbild Martin Luthers. Es ist das Werk des aus Adorf gebürtigen Bildhauers Ernst Paul (19. Jahrhundert).
Quellen: Alfred Emde: Adorf – die Geschichte eines waldeckischen Dorfes / Xenia Stolzenburg: Romanische Kirchen in Waldeck / Karl Baus: Romanische Kirchen in der Gemeinde Diemelsee / Elise und Theodor Semmler: St. Johannis d. Täufer zu Adorf/Waldeck